Tourencarver, Felle, Bindung

Posted as guest by Veronika:

Ich suche einen Tourencarver 150 bis 160 cm mit Bindung und Fellen. Falls niemand so was verkauft, freue ich mich über Infos: Was ist gut, was ist besser, wo gibts es günstig?

Posted as guest by pascal:

sali veronica
leider kann ich dir nichts passendes anbieten. trotzdem möchte ich dir einige tipps geben.
ich weiss zwar nicht, welche erfahrungen du mit tourenskis schon gemacht hast, doch ich behandle deine anfrage mal so, als ob man vom grundzug auf beginnt. falls du kein ‹ anfänger › (ich brauche dieses wort eigentlch nicht so gerne, das es für mich einen negativen kontext einnimmt) bist, so hoffe ich sehr, dass du meine tipps nicht allzusehr zu herzen nimmst und auch nicht gekränkt bist.

also, es gibt verschiedenen theorien über tourencarver, taillierung, länge des skis etc. ich werde versuchen, die die jeweilgen vor- und nachteile aufzuzeigen und hoffe, dir damit dienen zu können. ich möchte absichtlich nicht sagen, was gut und was weniger gut oder gar schlecht für dich ist, da ich dich nicht kenne und auch nicht einschätzen kann/will. du bist aber bestimmt in der lage, anhand meiner schilderungen herauszufinden, was du bevorzugst und was du weniger gut findest. nun also zum thema:

taillierungen:

  • grössere taillierungen (dieser wird in der regel durch breite der frontschaufel, breite unter dem fuss und breite am hinteren ende des skis sowie in radius (kurvenradius, wenn dieser ski mit der entsprechenden taillierung eine kurve fahren würde, theoretisch) angegeben) haben den vorteil, dass sie mehr auftrieb im tiefschnee geben. ebenso, und dies ist fast noch wichtiger, ist eine grössere taillierung eine wesentliche hilfe, wenn es um kurvenfahren im tiefschnee sowie auf der piste geht.
  • geringere taillierungen haben den nachteil, dass kurvenfahren ein bisschen anstrengender wird, nicht zuletzt, da ein ski mit einer geringeren taillierung im vergleich zu einem ski mit grösserer taillierung mehr in den schnee einsinkt und somit eine weitere reibung erhält. diese reibung muss zusätzlich überwunden werden. je weniger ein ski einsinkt, desto leichtfälliger ist das kurven fahren. der vorteil der geringeren tailierung ist, dass man die technik schon eher beherrschen muss, um in tiefschnee klar zu kommen. dies kann auch als nachteil für die breiteren skis gelten, da man durch die leichter machbaren kurven die technik nicht so drin haben muss(und meistens dadurch auch nicht wird).
  • bei der taillierung kommt nicht nur auf den radius an, den ein ski aufweist.fast so wichtig ist die breite unterhalb des fusses. diese ist ebenfalls, nebst der schaufelbreite vorne, ein wichtiger faktor, der das einsinken des skis in den schnee beeinträchtigt. je breiter ein ski unter dem fuss, desto weniger sinkt er ein. und den gedanken weitergedacht bedeutet ein weniger tiefes einsinken eine höhere fahrbare und gleichzeitig kontrollierbare geschwindigkeit im tiefschnee. wenn man nur geringen breiten unter dem fuss hat (70-80mm), so wird das schnellerfahren im tiefschnee sehr mühsam, da der ski mehr einsinkt und dadurch gibt es an den skischuhen so eine reibung am schnee. diese reibung bewirkt, dass der fahrer oder die fahrerin das gefühl hat, es ziehe den schuh und den ski in den schnee und dies beeinträchtigt die fahrweise sehr.
  • die skibreite am hinteren ende ist nicht so wichtig wie die breite der schaufel oder unter dem fuss. diese ist eigentlich immer an die taillierung vorne (schaufel und fuss) angepasst. in diesem sinne ist vorallem auf eine gewünschte taillierung im schaufel- und fussbereich zu achten. ebenso ist der radius zu konsultieren. race-carver kommen mit radien von bis zu geringen 14 m (!) aus, bei tourenskis darfs schon 20m oder noch mehr leiden. je nach fahrstil des/r tourengängerIn.

die länge ist ein punkt, an dem sich viele geister scheiden. bei der länge gibt es wiederum vor- und nachteile, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

  • angefangen bei eher kurzen skis (verglichen mit deiner körperlänge): vorteile: sie lassen sich leichter im (tief-)schnee wenden, sie sind leichter zu tragen (auf dem buckel sowie auch beim hochlaufen). ebenso weisen kürzere skis derselben marke und produkt geringere radien auf als dieselben skis in einer grösseren länge. nachteil: auf den körper bezogene kurze skis versinken rascher im schnee, da es ihnen an auftrieb fehlt. denn auch die skilänge ist nebst der schaufel- und fussbreite des ski ein wichtiger faktor des skis, der die einsinktiefe und somit das fahr- respektive gleitverhalten des skis wesentlich beeinträchtigt.
  • skis, die länger als deine körperhöhe sind, haben folgende vorteile: sie haben wegen der grösseren länge einen besseren auftrieb im tiefschnee, der sich positiv auf die gleiteigenschaften auswirkt. sie kosten im übrigen gleichviel wie kürzere skis desselben modells. die nachteile sind: sie sind (gewichtemässig) schwerer zum laufen und tragen, sie sind schwerfälliger, um kurven zu fahren, saltos zu drehen, etc (was auch immer du machen willst :slight_smile: ).

-skihärte: auch hier gibt es verschiedene theorien. wichtig ist hier aber nicht irgendeine theorie, sondern deine persönliche (und nicht die von jemandem aufgeschwatze) ansicht und vorliebe. härtere skis haben den vorteil, dass sie bei bruchharsch, auf der piste oder auch auf einem anderen, härteren untergrund immer noch einen guten kanteneinsatz zulassen. weichere skis dreht es tendenziell eher um die längsachse(dieses verhalten nennt sich torsion), da sie durch den weichen kern und aufbau nicht die stabilisation erhalten haben, wie es härtere skis habe. dafür kannst du mit härteren skis weniger die (härteren) unebenheiten auf der piste oder auch im tiefschnee ausgleichen. mit einem weicheren ski fährt es sich ‹ weicher ›. andererseits hast du bei einer überquerung eines baches oder grabens beim weichen ski eher das gefühl,dass er (aufgrund des durchbiegens) gleich bricht. härtere skis sind weniger biegsam.
das wohl wichtigste argument,das gegen harte skis spricht, ist das gewicht. tendenziell gesehen sind weiche skis meistens auch mit leichteren materialien gebaut. so verwendet dynastar für einige ihrer skis unter anderem weiches und auch leichtes holz zum bau ihrer skis. andererseits können harte carboneinlagen gewichtemässig schon eher auf die waage schlagen. doch es muss nicht immer so sein. mit den neuen technologien versuchen alle skiproduzenten, möglichst leichte skis zu bauen. hier möchte ich nochmals darauf verweisen, dass hier deine persönliche (!) vorliebe vorrang vor allen theorien haben darf, um nicht zu sagen sollte. hier kannst du weder mehr auftrieb, noch ringere schwünge oder ähnliches erreichen. es geht hier rein um den fahrkomfort, und dieser kann nur begrenzt durch die technologien deinen meinung beeinflussen. du hast deine vorlieben wie jeder andere auch und dies ist auch gut so.
falls du dir nicht sicher bist, auf was du so stehst, so wäre es sicherlich eine gute erfahrung, wenn du verschiedene skis (vielleicht auch mit verschiedenen radien, taillierungen, längen und anderes) versuchen könntest.

bindungen:

  • auch dieses thema hat so eine bestimmte philosophie in sich. ich persönlich vertrete die ansicht, dass die bindung nicht die halbe miete ist. wer nicht ski fahren kann, fährt auch beispielsweise mit einer fritschi freeride nicht besser. deshalb mein tipp: egal ob silvretta, diamir I, diamir II, diamir III, fritschi freeride oder dynafit, du solltest auf jeden fall eine bindung nehmen, die du beim fahren als angenehm empfindest. es ist wie beim auto: das fahrwerk ist wichtiger als die felgen und die reifen. diese geben nur noch das bestimmte etwas. und jede bindung hat andere vorteile und nachteile. den vielleicht wichtigsten nachteil der wohl leichtesten bindung, dynafit, ist wohl, dass man bei dieser bindung einen speziellen schuh mit entsprechenden löchern (nicht selbstgebastelt, sondern so gekauft) kaufen muss. wenn man nach einem aufsteig auf dem gipfel die skis löst und dann durch den schnee läuft und sich hinsetzt, so kann es sehr gut vorkommen, dass der zuvor in die löcher gedrungene schnee schmilzt und gleich friert, sodass die löcher mit eis gefüllt sind, was manchmal sehr nervenaufreibend sein kann, wenn man anschliessend kaum in die bindung kommt oder während der abfahrt rausfällt. doch diese ‹ phänomene › sind eher selten.dennoch, so finde ich, sollte man sie wissen. für manche dynafit-‹ fans › ist dieser nachteil durch das sehr geringe gewicht mehr als übertroffen. im weiteren möchte ich die anderen bindungen nicht speziell erwähnen. so grosse unterschiede gibt es wirklich nicht. ausser vielleicht, dass die neue(nur die neue, die alte ist schon noch schwer(-fällig)) silvrettabindung ebenfalls sehr leicht ist und du dir besser keine alte anschaffst.

felle:

  • die meisten tourenskis bieten heute bereits passende felle an. achte beim kauf eines neuen skis umbedingt darauf, ob bereits felle im preis enthalten sind. falls nein, kannst du einiges an nerven (und geld) sparen, wenn du zuvor auch den preis eines passenden felles kennst. nicht alle felle sind gleich teuer und folgedessen gibt es zum teil sehr grosse unterschiede. heute sind felle von über 200 franken keine ausnahme mehr.
  • black diamond verkauft übrigens felle, die man selber auf einen ski zuschneiden kann. diese sind oftmals billiger als die teuren, original felle.

so, jetzt hast du viele informationen. ich habe erst beim durchlesen, wie lange dieses email eigentlich geworden ist. ich hoffe trotzdem (oder nun erst recht), dass du damit auch etwas anfangen kannst.:slight_smile:
wenn du weitere fragen hast, darfst du dich gerne mit deinen fragen an mich wenden (per email, adresse sollte beiliegen). gerne gebe ich dir weitere auskunft.

falls es dich interessiert, was ich so fahre: ich fahre einen breitski von atomic, modell R:EX, länge 1.77m (meine körpergrösse im vergleich 1.75m). dieser ski hat einen radius von 21m, eine vordere schaufelbreite von 115, unter dem fuss 84 sowie hinter 110mm (ich hoffe,die daten stimmen auch… ).dieser ski ist, vorallem durch seine breite und die entsprechende aufbauart des kerns schwerer als die ‹ normalen › tourenskis. doch er ist, verglichen mit anderen modellen seines kalibers, einer der leichtesten im felde.im übrigen ist der durch die berühmte beta-konstruktion ziemlich hart.
dieser ski ist schon eher ein grösseres kaliber, mit welchem ich schon einige steilwandabfahrten gemacht habe. ich bin absolut begeistert von ihm und würde ihn auch nicht wieder hergeben.

viel spass beim suchen. es lohnt sich übrigens, genügend informationen einzuholen und dich von jemandem beraten zu lassen, der sich gut auskennt. manchmal kann ein bekannter, freund oder ähnliches einen ‹ fachmann › in einem geschäft ersetzen…dies so als gut gemeinter rat. lass dir zeit und du wirst noch lange freude am produkt haben :slight_smile:

mit sportlichem gruss

pascal

Posted as guest by pascal:

oh, ich sehe im übrigen gerade, dass du in bern studierst,ist dies war? bern ist schon einen hübsche stadt… ich finde sie hübsch, obwohl ich (auch?) nur zu studienzwecken in bern wohne… :slight_smile:

gruss, pascal